Wenn NAD jetzt, wann dann?

Viel habe ich in letzter Zeit ja nicht gebloggt, was aber nicht bedeuten soll, dass wenig zu berichten wäre. Es gab in den letzten Monaten schon einiges, aber irgendwie habe ich nie so richtig die Zeit gefunden da etwas zu schreiben. Wie dem auch sei, ich muss wohl etwas aufarbeiten ….

… und fange mit einem schlechten Wortspiel an. Man könnte es als Hinweis deuten, dass es sich um Geräte der Firma NAD handeln könnte. Tut es auch. Anfang März entdeckte im einschlägigen Kleinanzeigenportal ein Angebot für ein NAD 6100 Tapedeck sowie einen NAD 5000 CD-Player. Der Preis für beide Geräte war äußerst attraktiv, im Nachhinein betrachtet war es ein Schnapper, aber der Reihe nach…

Ich habe beide dann noch am Folgetag abgeholt, optischer Zustand war wirklich 1A. Die Anmutung und Optik ist hier eher sachlich, mit einen Hauch von Understatement. Oder wie es der Autor im Wikipedia-Artikel gut beschreibt:

Zur Erfüllung dieses Anspruchs wurden und werden alle Geräte nach klangrelevanten Kriterien optimiert und eher unwichtige, potenziell klangschädliche Ausstattungsmerkmale weggelassen. Dieses Vorgehen, das bald auch zu einem vergleichsweise schlichten Geräteäußeren führte (siehe insbesondere die Bilder NAD 3060 und NAD 304), entspricht dem Motto “Music first” oder „Die Musik steht im Mittelpunkt“.

https://de.wikipedia.org/wiki/NAD_Electronics

Im Gegensatz zu vielen anderen schwarzen Kästen ein für mich angenehmes Design, ich habe ja schon für die in ähnlicher Farbe gehaltenen Komponenten der Philips 900er Serie Sympathie entwickelt.

Zu Hause dann der Funktionstest: der CD-Player geht einwandfrei, das Tapedeck macht erstmal auf Tastendruck nix. Also, nachgeschaut, und wie schon gedacht: der alte Riemen war ausgeleiert. Zum Glück hatte ich im Fundus einen passenden neuen, und wie man auf den Bildern gut erkennen kann, war der Wechsel dank des servicefreundlichen Aufbaus kein Problem. Erste Tests erfolgreich, also gleich mal ran an die Kiste und aufnehmen.

Denn was ich gelesen hatte, sollte es ganz vorzügliche Aufnahmen dank BIAS Fine, Dyneq und HX Pro machen. Ich war gespannt, hatte ich doch gelesen, dass das Gerät viele “besser” ausgestattete an die Wand spielt.

Erfahrungsgemäß betätigte ich auch den BIAS-Regler wie gewohnt bei der Testkassette (BASF CSII) stark nach links, was bei meinen anderen Decks mit manueller BIAS-Stellung zu mehr Höhen in der Aufnahme führte. Dann etwas Pegel, die alte CSII ist da gerne mal etwas verzerrungsfreudig, aber ich will ja testen was geht. Da es nicht das 3-Kopf Deck ist, musste eine Beurteilung dann in einem anderen (dem BX125E) erfolgen.

Ich war erstaunt und enttäuscht. Pegel war da, ohne Verzerrungen, da geht die Post ab. Aber keine Höhen? Was läuft da falsch? Gleich eine andere, diesmal eine BASF Fe I, auch hier wieder: Pegel ohne Ende, Höhen fehlten. Es klang dumpf, muffig aber irgendwie auch sehr plastisch und dynamisch, Nur nicht im Hochtonbereich. Azimuth? Testkassetten rausgekramt, das NAD gecheckt, alles gut. Spielt Fremdkassetten einwandfrei. Manuelle Bandsortenwahl falsch? Nein, Schalter ist je nach Kassettentyp entsprechend eingestellt. Ich war an dem Abend ratlos und schon etwas sauer, hatte ich mir doch mehr erwartet. Ja gut der Preis war unschlagbar, der CD-Player funktioniert einwandfrei. Nehme ich es nur als Abspieldeck? Hmm… das wollte ich so eigentlich nicht.

Wie es ist, am anderen Tag habe ich mich nochmals über das Deck belesen. Wir erinnern uns, dass die Ingenieure von NAD gerne etwas anders machen als der Rest der Welt? OK, und dann las ich irgendwo, dass man den BIAS-Fine beim NAD andersrum einstellt. Sony, Philips, Akai, Toshiba etc. BIAS nach links gedreht, mehr Höhen, rechts weniger (dumpfer). Ja wie gesagt, beim NAD andersrum. Darauf muss man auch erstmal kommen (ohne BDA).

Also, die gleiche Aufnahme auf die CSII gezogen, ein paar Stellungen des Reglers ausprobiert, aber zumindest die ungefähre Richtung (ich habe mir eine Einteilung von -6 bis +6 mal gemacht, das passt bei den verschiedenen Geräten so ungefähr) sollte passen. Als ich dann die Aufnahme ganz abhörte, saß ich mit einem Grinsen wie der Osterhase vor meiner Anlage.

Was dem Gerät mit Sicherheit zu einem grossen Teil zu seinen guten “Ruf” verholfen hat, ist der Doppellamina Wiedergabekopf von Canon mit dem für Sendust sehr hohen Q=3.7 bei 10kHz. Dieser Kopf wurde später als “bigger gap grade” auch im NAD 6100 als Kombikopf eingesetzt und sorgt dort für eine, für ein Zweikopfdeck schon spektakulär zu nennende, Aufnahme/Wiedergabe Qualität.

https://www.luckyx02.de/mythos-tandberg-3014/

Ich für meinen Teil bin mit dem Deck und den erzielten Aufnahmen äusserst zufrieden. Direkt würde mir nur das beim NAD 6300 Monitoring eines 3-Kopf-Deckes fehlen, aber versuche mal ein 6300 zu einem halbwegs guten Preis zu finden. Aber ganz ehrlich, wenn man sich mal auf die Bänder eingestellt hat, dann zaubert es superbe Aufnahmen. Die auch auf anderen Decks durch die Bank weg gut klingen (sofern diese vernünftig eingestellt sind). Dazu diese Optik und Haptik.

Die direkte Konsequenz war: meine Büroanlage aus der Philips 900er Serie musste weichen. Der “alte” Rotel wurde wieder reaktiviert, ein “passender” Tuner – NAD 402 – angeschafft (zwar ist die Displaybeleuchtung defekt und die Gehäusebreite stimmt nicht ganz, aber 30€ hey), und der Thorens TD 150 MKII musste fertiggestellt werden (dazu später mehr)

Fürs Büro ein Träumchen. Ich höre gerne Radio, das soll begleiten und nicht stören. Gerne auch eine Platte oder vom HTPC und natürlich nebenbei so gut wie möglich aufnehmen. Ja. hier gibt es wenig zu kritteln…

… gut, ich könnte jetzt noch nen schicken NAD Verstärker / Vor-Endstufenkombi mir besorgen. Brauch noch ein paar Ein- und Ausgänge, der Rotel hat eindeutig zu wenig… Nun dann haben wir doch einen Plan für das Frühjahr