Er dreht wieder

ich glaube, der Beitrag zu dem Thorens TD 150MKII war mein erster Beitrag hier auf dem Blog. Ja, und leider auch immer so mein Sorgenkind. Irgendwie wollte er nicht, hatte ein Brummen, war sehr erschütterungsempfindlich etc.

Zwischenzeitlich hatte ich ja nun weitere Dreher angeschafft, die alle problemloser spielten als der Thorens in seinem damaligen Zustand. Ich hatte sogar gute Angebote für den Verkauf des Thorens erhalten, aber dieser ist ein Erbstück (nun ja nicht ganz, der Onkel lebt noch) und da sind einige Erinnerungen dran. Außerdem, wenn sich einige Leute so brennend dafür interessieren, dann muss doch etwas dran sein?

Ich bat im Dezember 2020 einen Bekannten, der sich gut mit Plattenspielern auskennt, den Thorens sich anzuschauen. Jetzt muss man wissen, dass ich den Thorens vor Jahren schon mal zu einem Elektroniker gab, der sich “damit” auskennt, mit der Bitte, die alten, noch aus 1969 stammenden Strom- und Phonokabel gegen etwas moderne auszutauschen (das Stromkabel zeigte schon Brüche in der Ummantelung). Also, das Stromkabel wurde gegen ein normales 2-adriges getauscht, und ein hochwertiges Cinchkabel wurde verbaut. Soweit so gut, leider gab es dann zwei Probleme: die internen Kabel vom Tonarm zu den Cinch-Leitungen waren so kurz, dass das Kabel außen am Tonarm gelegt werden musst, was unschön aussah (ich will nichts sagen, aber irgendwer hatte da beim Löten wohl richtig viel Kabel weggebrutzelt). Außerdem war das Brummen nicht verschwunden. Soviel Vorgeschichte, jedenfalls rief mich mein Bekannte an und schickte mir mehrere Bilder mit dazu (die ich leider nicht habe, insofern müsst ihr mir glauben oder auch nicht): der “Elektriker” hatte das Cinchkabel sehr robust mit einer dicken Schraube und Unterlegscheibe an einer Versteifung des Chassis befestigt. Mit dem Ergebnis, dass die Ummantelung des Kabels und wohl auch mehr durch die Schraube beschädigt und kurzgeschlossen war. Ich bat ihm, das Kabel abzulöten und mir den Thorens wieder zu bringen.

Da stand er also, das Häuflein Elend (?)

Ich muss ja zugeben, dass sich meine Reparaturmöglichkeiten (und Geschick) in der letzten Zeit gut verbessert haben. Also, machen wir mal eine Bestandsaufnahme und überlegen uns, wie das zu reparieren wäre:

Planung ist das A&O und so
  • Signalleitung im Tonarm
    • Das Kabel ist zu fragil um es da raus und ein neues wieder reinzufummeln, also am besten eine kompletten Einheit.
    • Ich konnte direkt einen “neuen” Tonarm mit Trägerplatte und ausreichend Kabel für 50€ auf Ebay kaufen. Check
  • RCA-Anschluss und Stromanschluss
    • also irgendwelche Kabel nach außen führen war nicht erwünscht. Terminals waren also das Mittel der Wahl
    • eine Kaltgerätebuchse mit Ein-Aus-Schalter gab es für 5€, eine RCA Terminal mit Masse für 20€. Das hatte auch massive Buchsen. in GOLD.
  • fehlende Leiste hinten für den Deckel
    • passende Leiste einbauen. Alu oder Holz? Je nachdem, was im Baumarkt verfügbar ist
  • Zarge aufarbeiten
    • die originale Zarge ist Pressspan mit Kirschfurnier und schon arg mitgenommen.
    • Fertig aufgearbeitete Zargen in tollsten Hölzern und Farben gibt es. Für gutes Geld, also nur wenn ich hier die Zarge komplett vergurke
    • Mein Bekannter (s.o.) hatte aber noch eine, schonmal bearbeitet Zarge für mich, die ich dankend für das Projekt nahm
  • während des Umbaus kam dann noch hinzu: Faceplate nach Demontage nicht mehr verwendbar.
    • die hatte man früher halt verklebt. Dünnstes Alu auf die Subchassis geklebt, das ging nur mit sanfter Gewalt und einen Spatel ab. Irgendwo später sieht man das auch auf einem Bild.
    • Ersatz gibt es: gelasert auf feinem eloxierten Alu oder Stahl, aber für ordentlich Geld. Also wie bei der Zarge: nur wenn es keine Alternative gibt

Vieles kann man gut auf den Bilder erkennen, aber gerne noch ein paar Erklärungen.

Zarge: hier habe ich die “neue Zarge” aufgearbeitet, die Substanz war besser als meine alte Zarge selber. Eine Dünne Leiste für den Deckel habe ich hinten eingeklebt, Ausschnitte für die Terminals geschaffen, Befestigungsleistungen für die Subchassis eingeklebt und das ganze in einem NAD-Grau (Anthrazit) lackiert bzw. matt gerollt. Ergibt ein schönes Finish und passt gut zu den anderen Geräten. Es ist nicht perfekt, mir fehlte auch einiges an Werkzeug etc. Aber mit dem Ergebnis bin ich funktionell zufrieden. Die alte Zargei n Kirsche Furnier ist bei meinem Vater, er will sich mal was überlegen, vll. baut er eine neue mit besseren Hölzern und Finish.

Tonarm: Wie gesagt, hier konnte ich eine fast komplette Einheit bekommen mit ausreichenden Kabeln. Diese habe ich entsprechend verbaut und verlötet. Das Antiskating-Gewicht war irgendwann mal verlustig gegangen, hier musste ich mich mit einem selbstgemachten behelfen (oder für teuer Geld eins kaufen, aber 40€ für ein 1,5g Gewicht war mir eindeutig zu viel). Das Terminal selbst ist sehr wertig und passt gut.

Faceplate: Wie man auf den Bildern sieht, die mit der Subchassis verklebte Faceplate (die die Schrauben zur Befestigung der Subchassis verbarg) ließ sich zwar entfernen, aber das dünne Alublech war verbogen. Entweder ich kaufe für 80€ aufwärts eine Schicke gelaserte Faceplate oder baue mir mit der alten als Vorlage eine neue. Das Problem habe ich jetzt erstmal meinem Vater übertragen, der mitsamt der Zarge also sich was überlegen will. Es ist jetzt “nur” ein optischer Mangel, aber irgendwann soll das auch mal schick sein.

Haube: Diese muss ich langfristig auch mal wieder aufpolieren. Erste Reinigungsversuche (es hatte wohl mal Wachs abbekommen sowie ein paar tiefe Kratzer) waren OK, aber sie zeigt halt noch ein paar Spuren. Aktuell kann ich damit leben, entweder bekomme ich diese mal komplett poliert oder ich suche einen Ersatz.

Tonabnehmer: Das wieder montierte, originale Stanton 500 MKIII macht seinen Job nicht schlecht. Es ist schon in die Jahre bekommen, die Nadel hat auch schon manches abbekommen aber ich habe schon deutlich schlechteres gehört. Trotzdem werde ich hier mich nach einem passenden, guten System umschauen.